Die Funktion und Aufgaben der Dorfrichter

  Bis zum Jahr 1848 bildete das gesamte Gebiet Breitenfurts einen Teil der Grundherrschaft Purkersdorf (Waldamt), nur der Rote Stadl und das Wiesenwirtshaus gehörten zur Grundherrschaft Laab und der Grüne Baum zur Grundherrschaft Rodaun. Die Gesamtherrschaften waren nicht nur Besitzer dieser Landstriche beziehungsweise der Einzelgebäude mit den dazugehörigen Grund und Boden, sondern deren Bewohner sind als Untertanen der betreffenden Grundherrschaft anzusehen. Diese bildete die Basis in der Verwaltungshierarchie des feudalen Staates. Bis zum Jahr 1848 galt der Bauer nicht als uneingeschränkter Eigentümer seines Besitzes. Die Grundherrschaft war Obereigentümerin, die jährlich den Haus- oder Grunddienst verlangte.
  Als Hilfsorgan der Grundobrigkeit zur Aufrechterhaltung und Überwachung des untertänigen Gemeinwesens diente der Dorfrichter. Er wurde aus einem Dreiervorschlag der Dorfgemeinde von der Grundherrschaft ausgewählt. Die Aufgaben des Dorfrichters waren besonders die Verwaltung des Gemeindevermögens, die Vertretung der Gemeinde bei der Herrschaft, die Durchführung der obrigkeitlichen Aufträge, die Eintreibung und Abfuhr der Steuern, die Verpflegung und Belieferung des Militärs, die Stellung der vorgeschriebenen Rekrutenzahl, Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung in der Gemeinde, die Kontrolle der Maße und Gewichte und anderes mehr.
  Maria Theresia, Josef II. und Franz I. hatten schon verschiedene Reformen auf agrarwirtschaftlichem Gebiet zum Schutz der Bauern durchgeführt. Aber erst die Revolution 1848 brachte die Befreiung der Bauern und eine Lösung der Bindungen, die Jahrhunderte zwischen Herrschaft und Bauern bestanden hatten, aber nicht mehr sinnvoll und durchsetzbar waren.

Dorfrichter von Breitenfurt (ohne Hochrotherd) in den Jahren 1696 bis 1848